So, nachdem ich mir nun theoretisch mein 1503 hätte patchen können, habe ich mir gestern die CBS-Version geholt. War einfach bequemer (SF kann ja nichts für meine lahme Internetverbindung). Schon allein der Wegfall dieses dämlichen Kopierschutzes war die Sache wert. Selbst die Musik wird auf die Platte kopiert, so dass man die DVD einfach wieder in den Schrank packen und trotzdem jederzeit spielen kann. Der neu hinzugekommene Mövengag wird mich von nun an immer daran erinnern, mit welchem Mist man sich bei der Programmierung abgegeben hat, anstatt sich auf die Behebung von Fehlern zu konzentrieren.
Der erste qualitative Eindruck von der CBS-Version ist so ziemlich der, den ich nach all den Release-Verschiebungen mit der jahrelangen Testphase und dem ganzen "Feinschliff" gleich von Anfang an erwartet hätte. Dass ich jetzt im Jahre 2006 doch noch in den Genuss komme, ein spielbares Anno 1503 zu bekommen, hätte ich nie erwartet. Auch nicht vor dem Hintergrund, dass ja jetzt 1701 in den Startlöchern steht.
So richtig toll finde ich den Wegfall des Bugs mit dem Hängenbleiben von Schiffen. An den muß ich immer als erstes denken, wenn die Möven eines meiner Schiffe besetzen. Der hat auf kurz oder lang immer so richtig genervt. Wollte man sein Spielchen mal eine Spielfilmlänge vor sich hinwuseln lassen, um dann mit dem gewonnenen Kapital einen Krieg zu finanzieren, so fand man stattdessen nachher eingestürzte Häuser vor. Und das war noch eine Art Idealfall.
Das Schiff, vollbeladen mit der so sehnlichst erwarteten Ladung, saß einfach auf irgendwo fest.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die Ware war schon längst fertig produziert! Das Kontor auf der Produktionsinsel war ebenfalls randvoll und die Produktionsbetriebe konnten einfach nicht verstehen, warum sie plötzlich nicht mehr arbeiten konnten. Deswegen drehten sich Fragezeichen über ihnen. Das Volk hätte sich die Ware doch so sehnlichst gewünscht.
Doch der Kapitän des Schiffes hatte sowohl mit der Produktionsinsel als auch mit dem Volk ein riesiges persönliches Problem. Immer wenn man mit ihm über die Verzögerungen sprechen wollte, gab er zur Antwort: "Wird nicht kommuniziert!" oder "Es macht keinen Sinn, mich deswegen zu löchern!".
Damit gab sich das Volk überhaupt nicht zufrieden. Schließlich verursache so ein Schiff doch laufende Kosten und die Ware hatte das Volk schon im Voraus bezahlt. Doch der Kapitän tat dennoch das, was er immer tat. Er stand einfach so in der Gegend rum. Und wenn es ihm irgendwann langweilig wurde, ging er in den Laderaum und betrachtete die heiß begehrte Ware, und dachte bei ihrem Anblick an das verhasste ausgehungerte Volk und die vermaledeiten Arbeiter, die jetzt zusehen konnten, wie sie ihr Brot verdienten. Dabei verzerrte sich sein Gesicht zu einem teuflischen Grinsen und dann ging es ihm wieder besser. So ging das jahrelang. Das Volk ging jeden Tag in der Hoffnung auf das Schiff an den Kai. Doch mit der Zeit schwand die Hoffnung. Und irgendwann war es soweit, dass sie das Wort Kai nichteinmal mehr hören konnten. Wie das schon klang! "Kai!".
Doch eines schönen Tages erhielt Der Kapitän eine Nachricht seines Königs. Die finanzielle Lage sei schlecht. Neue Märkte müssten erschlossen werden. Dem Volk solle ein völlig neues Produkt verkauft werden. Dafür wurde eine ganz neue Produktionsinsel erschlossen und er solle nun für die Verschiffung verantwortlich sein.
Dem Kapitän lief es kalt den Rücken runter. Wenn es dem König schlecht ginge, so hätte auch er bald kein Einkommen mehr! Und so sehr er auch das Volk hasste, es blieb ihm nichts anderes übrig, als dem Befehl des Königs zu gehorchen und die neue Ware zu liefern.
Fast hätte er die alte Ware schon über Bord geworfen. Doch dann fiel ihm ein, dass das Volk wohl sehr skeptisch gegenüber der neuen Ware wäre. Sie würden nicht noch einmal darauf hereinfallen und sie allzu vorschnell im Voraus bezahlen ohne nachzuzählen, ob die Lieferung auch fehlerfrei und vor allem vollständig ist.
Und so machte sich der Kapitän zähneknirschend mit der mittlerweile uralt gewordenen Ware auf den Weg zum Volk.
Und wenn er nicht gestorben ist, dann versteht er auch heute nicht, dass nicht sein König ihn bezahlt, sondern das verhasste Volk.