Hallöchen,
weil das Thema sich auf mehr als eine Anno-Version erstrecken wird, habe ich es im Freizeitdeck eröffnet. Wenn die Hohe Moderation einen besseren Platz dafür weiß... just feel free.
Das Thema ist ja immer wieder umstritten, die Einen wollen friedlich spielen, für Andere, so wie mich, gehört Militär zum Werkzeugkasten der Anno-Diplomatie. Ich habe gespielt und spiele immer noch 1503, 1404 und 1800. Bei 1503 und 1404 gefällt mir gut, dass Inseln auch mehr als einer Partei gehören können. Da kann ich mir eine Rohstofffquelle auf der Insel eines Konkurrenten holen oder ich kann in 1503 ein Monopol für Versorgungsgüter aufbauen, denn dort hat der CG nur das, was er selbst herstellt oder kauft. Kann er keine Gewürze mehr anpflanzen, wird er die bei mir kaufen müssen. In 1503 geht das nicht ohne Krieg. Will ich eine Insel oder auch nur ein Eckchen davon haben, muss ich den vertreiben, der da drauf sitzt. In 1404 mit Venedig-Addon kann man Anteile kaufen, ebenso in 1800. Es muss aber immer damit gerechnet werden, dass der, dem die Insel abgenommen wurde, sauer wird und seinerseits den Krieg erklärt. Außerdem ist kaufen langweilig und es dauert ewig, bis der nächste Anteil gekauft werden kann.
Ich bin nicht im Dauerclinch mit den Nachbarn, Gott bewahre. Wenn das Ziel ist, ein Monopol zu errichten, klappt das ja nur dann, wenn die Nachbarn auch meine Waren kaufen. Das werden sie nicht tun, so lange wir miteinander im Krieg sind. Wenn also das jeweilige Kriegsziel erreicht ist, biete ich Frieden an, je nach diplomatischen Möglichkeiten auch mal Geschenke, um einen Friedensschluss zu erreichen. Erst wenn mir der CG wirklich langweilig geworden ist als Handelspartner oder mir auf die Neven geht, wie Namensvetter Leif aus 1404 mit seinem Gesinge, dann endet der Krieg erst, wenn dieser CG die Inselwelt verlassen hat.
Meistens sind das also begrenzte militärische Operationen mit einem klaren Ziel. Wenn das erreicht ist, wird Frieden angeboten oder so lange verteidigt, bis der Gegner von sich aus Frieden anbietet.
In 1503 und 1404 gibt es Landeinheiten für das Militär, was sicher auch damit zusammenhängt, dass Inseln mehr als einer Partei gehören können. Die vermisse ich sehr in 1800. Ja, ich habe verstanden, dass kein Patch der Welt mir da Landeinheiten bringen wird, ich vermisse sie trotzdem. Die Inseleroberung in 1800 ist recht schematisch geraten: Mit ausreichend Feuerkraft vor der Insel aufkreuzen, Küstengebäude und Verteidigung in Klump schießen und irgendwann gehört mir die Insel. Grafisch und atmosphärisch ist das 1A umgesetzt, keine Frage. Aber es fehlen eben Landeinheiten... weshalb ich immer wieder gerne zu 1404 und 1503 in der History Edition wechsle.
Die Soldätchen in 1503 sehen knuddelig aus, wie alles in dieser wunderhübschen isometrischen Grafik. Aber sie gehen gerne mal verloren oder verstecken sich irgendwo. Wenn das Militärlimit zuschlägt und
Herr Arnhold verkündet, dass man genug Soldaten hätte, muss die Karte genauestens nach grünen Punkten auf der Minimap abgesucht werden. Da könnte noch ein vergessener Pikenier herumstehen. Oder man hat Dutzende Armbrustschützen vor Dekaden in irgendwelchen Türmen einquartiert. Habe ich die Soldaten gruppiert auf irgendeine Zahl, ein Feature, ohne das ich in diesen Spielen verzweifeln würde, dann muss ich sie neu gruppieren, sobald sie per Schiff auf einer Insel angekommen sind. Eine epische Schlacht in 1503 scheitert schon am erforderlichen Mikromanagement des menschlichen Feldherrn.
Nach dem Kampf kommt der Sanitäter und flickt jeden Einzelnen wieder zusammen. Fällt die Bedienmannschaft eines Geschützes, steht das auf der Karte herum und verhindert im Umkreis weiteres Bauen oder Abreißen. Das muss man mit einer neuen Bedienmannschaft da wegschieben oder vernichten, wenn es ein eigenes Geschütz ist.
Bei Seeschlachten ist es dann ganz aus. Die Schiffe fahren unter ständigen Drohungen des Herrn Arnhold wilde Kringel, wenn sie den Auftrag bekommen, ein feindliches Schiff zu verfolgen und zu versenken. Das klappt erst, wenn der Gegner auch mal anhält und zurückschießt. Ich kann mich an sehr anstrengende und nervenaufreibende Enterversuche in 1503 erinnern. Der Versuch, irgendwie taktisch vorzugehen, geht meistens in diesen Unzulänglichkeiten unter. Man hofft, mehr Lebenspunkte als der Gegner zu haben, dann wird man gewinnen.
Die Landeinheiten in 1404 sind sehr speziell. Das sind Heerlager verschiedener Größe und Angriffskraft, also eigentlich Gebäude. Der Sprecher, ich glaube, es ist immer noch der Herr Arnhold, meldet auch, dass ein Gebäude angegriffen wird, wenn ein Heerlager im Kampf steht. Die marschieren an eine Stelle, bauen dort eine Zeit lang ihr Lager auf und können im Umkreis von diesem Lager kämpfen. Das ist anders, als wir es von anderen Strategiespielen kennen. Aber nach etwas Eingewöhnung finde ich dieses System gar nicht so schlecht. Die Einheiten gehen nicht so schnell irgendwo auf der Karte verloren, wie bei 1503. Das Mikromanagement hält sich in Grenzen. Wenn man auf der Insel, wo der Kampf stattfindet, schon ein Kontor hat, kann man da Proviant hinliefern, damit heilen sich die Truppen automatisch.
Die Wegfindungsstörungen beim Angriff auf Schiffe hat man den 1404-Schiffen auch abgewöhnt. Zum Entern gibts bei Pirat Hassan extra Entermannschaften. Ich habe sicher hunderte Flagschiffe der CG weggeentert.
Schwere Gegner, wie Kardinal Lucius, kann ich mir durch Bullen so lange vom Leibe halten, bis ich militärisch stark genug bin, um ihm Paroli bieten zu können. Wenn eine Bulle, kaufbar beim Wesir, aktiv ist, kann derjenige, auf den die Biulle angewendet wurde, mich eine Zeit lang nicht angreifen. Weil ich eher der gemütliche Spieler bin, sind starke Gegner mesitens schneller als ich und ihr Militär fegt mich von der Karte.
Insgesamt ist das Militärsystem in 1404 für mich noch das Beste von den drei Annos.
In 1800 müssen wir uns mangels Landeinheiten auf Seeschlachten beschränken. Die sind grafisch toll umgesetzt und beim Kampf zwischen Segelschiffen spielt durch die Windrichtung auch Taktik eine große Rolle. Piratenschiffe mit Fregatten zu jagen kann richtig Spaß machen. Beim echten Kampf mit Segelschiffen ging es vor allem darum, eine Breitseite, also alle Kanonen an einer Seite des Schiffs, auf den Gegner abzufeuern. Das in Anno 1800 umzusetzen hätte wohl für viel Frust beim Spieler gesorgt, darum schießen die Fregatten auch nach vorne.
Durch den Mod KI-Werft kann ich im 1800 später auch stärkere Gegner in das Spiel einladen, was ein Killerfeature für alle anderen Versionen wäre.
Vielen erscheint das Militär im Anno wie ein Fremdkörper. Sicherlich, es gibt Spiele in denen das besser umgesetzt ist. Aber Militär ist ein Aspekt des Spiels, nicht der Hauptaspekt. Will ich wirklich epische Schlachten schlagen, spiele ich Empire Earth, Age of Empires oder sowas. In Anno sollte es immer möglich sein, auch ohne Krieg zu spielen. Doch wie oben schon gesagt, für mich ist Militär ein Teil des diplomatischen Werkzeugkastens im Anno, ich möchte auch in zukünftigen Versionen nicht darauf verzichten und ich hätte gerne wieder Landeinheiten und Inseln, die mehr als einer Partei gehören können.
So, das musste mal gesagt werden. Wie steht ihr zum Militär in Anno?